Am Montag, 17. Juli, wurde dieses Jahr die sechste Radfahrerin in Berlin getötet. Sie wurde 74 Jahre alt.
Zwei Tage später stehen wir ungläubig und unendlich traurig am Unfallort und stellen gemeinsam mit dem ADFC Berlin das Geisterrad auf. Und wir denken, das hätte jeder von uns sein sein können. Denn es war eine Situation, wie man sie nur allzu oft aus dem eigenen Fahrradalltag kennt: Unmittelbar vor dir biegt ein parallel fahrender LKW rechts ab. Meistens hast du Glück und kannst rechtzeitig abbremsen. Dann bleibst du mit Wut und rasendem Herzen zurück. Der 74-Jährigen fehlte dieses Glück. Sie hatte keine Chance, geriet durch den Zusammenstoß unter den LKW und wurde von diesem überrollt.
Die Radfahrerin fuhr mit dem Fahrrad auf dem schmalen Hochbord-Radweg auf der Salvador-Allende-Straße (Köpenick) Richtung Norden. An der Kreuzung Müggelschlösschenweg bog der LKW rechts ab und überfuhr sie.
Die VisionZero-Demo begann am Mittwoch nach dem Unfall um 16 Uhr im Velokiez beim ADFC Berlin. Wir fuhren mit ca. 70 Radfahrenden als Demo zum Unfallort in Treptow-Köpenick, wo wir eine Mahnwache abhielten und das Geisterrad für die getötete Radfahrerin aufstellten. Danach fuhren wir mit einem etwas größeren Demo-Zug zum Bundesverkehrsministerium. Dort fand unsere Abschlusskundgebung statt, bei der Susanne, Geisterrad-Verantwortliche vom ADFC, deutliche und wütende Worte für Volker Wissing fand. Sie forderte verpflichtende Abbiegeassistenten für alle LKW. Diese müssen auch eine Notbremsung durchführen können. Blinken oder piepen reicht nicht, denn das wird ignoriert, was leider schon oft genug bewiesen wurde.
Volker Wissing aber wird unsere Forderungen wohl weiter ignorieren, denn Wirtschaftslobbyisten sind ihm wichtiger als Sicherheit für Radfahrende. Da liegt er ganz auf Linie mit der CDU in Berlin. Und während der Bau von Radwegen verschleppt wird, sterben hier Menschen.
Alle Infos zu Geisterrädern in Berlin sind hier auf der Seite des ADFC zu finden.
Hier zur Pressemitteilung der Polizei Berlin und hier ein kurzer Beitrag des RBB zur Mahnwache.
Meine Gedanken sind bei der getöteten Frau und ihrer Familie.